spätestens alle zehn Jahre, also im Mai 1995, 2005 oder auch 2015 waren alle Medien voll im Gedenken an den 8. Mai 1945, den Tag des Ende des Zweiten Weltkriegs. Es wurde berichtet über Nazitäter und über Widerständler, über Feldzüge und Niederlagen, über das Wüten der Faschisten in eroberten Gebieten. Nur eins kam bei dieser Medienflut oft zu kurz: Der Alltag der Menschen im Dritten Reich, der Alltag unserer Väter und Mütter, unserer Großväter und Großmütter, unserer Urgroßväter und Urgroßmütter.
Diese Lücke wollte der Isar-Loisachbote, die Lokalausgabe des Münchner Merkur im nördlichen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, vor über 20 Jahren, anno 1995, für den Altlandkreis Wolfratshausen mit einer Serie schließen. Damals veröffentlichten wir in knapp zwei Monaten 37 meist ganzseitige Folgen, die Serie "Ende & Neubeginn", damals die erste zusammenhängende Recherche, die sich mit dem Dritten Reich vor Ort auseinandersetzte .
Nach vielen Leseranfragen fasste ich meine Serie im Dezember 1995 in einem im Eigenverlag erschienenen Buch zusammen. Die Jury des Deutschen Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung würdigte "Ende und Neubeginn" 1996 mit einem Sonderpreis. Die Begründung:
"Wenn Geschichtsbücher so verfasst wären, es gäbe kein weit verbreitetes Desinteresse an historischen Themen. Das Konzept von "Ende und Neubeginn" besticht durch den wohltuenden Verzicht auf den Zeigefinger. Die Autoren kehren nichts unter den Teppich, verweigern sich aber der Richterrolle. Sie orientieren sich an dem journalistischen Ideal, zu ,schreiben, was ist' und schaffen es so, eine Vergangenheit lebendig zu machen, die keiner von ihnen persönlich erlebt hat."
Das Buch ist längst vergriffen, die Nachfrage nach Informationen
zur Wolfratshauser Zeitgeschichte aber noch immer groß. Also habe ich vor gut elf Jahren "Ende & Neubeginn - Die NS-Zeit in Wolfratshausen ins Netz gestellt. Neben dem kompletten Buch (verteilt auf drei Seiten "Ende I", "Ende II" und "Ende III" und ergänzt um die autobiografischen Bericht von Pfarrer Karl Schuster) finden Sie, liebe Leser, noch später erschienene Serien aus dem Isar-Loisachboten über die Nachkriegszeit ("Neubeginn" und "Heimat").
Die Seite lief von Anfang an gut. Im Durchschnitt kamen monatlich 4000 Menschen und mehr auf die Seite, viele gezielt, weil sie sich für die Geschichte ihrer Heimat interessierten, andere mehr zufällig, weil sie auf Google "Hitlerberg" eingegeben hatten und damit bei dem Artikel über den Heiglkopf landeten.
Mein eigener Weg hat mich längst weg von Wolfratshausen geführt. Von 1997 an war ich als Lokalchef des "Tölzer Kuriers" durchaus noch in der Nachbarschaft (zumal ich in Wolfratshausen wohnte). 2011 ging ich nach Bayreuth (als Chefredakteur zum "Nordbayerischen Kurier"), anschließend zur "Frankfurter Neuen Presse" (2016 bis April 2018). Seit November 2018 bin ich als Chefredakteur bei der Zeitungsgruppe Ostfriesland tätig.
Meine Heimat Oberbayern trage ich aber weiterhin im Herzen und halte diese Domain deshalb auch weiter im Netz. Das Problem: Mein bisheriger Provider schaltet den Editor für die Seite zum 31. Juli ab. Und deshalb musste ich die gesamte Domain umziehen, was leider mit viel Arbeit verbunden ist und da es nicht mehr zwei, sondern nur noch eine Seitennavigation gibt, die Übersicht nicht erleichtert.
Haben Sie viel Spaß beim Lesen.
Joachim Braun